Feldforschung betreibt ihre statistischen Erhebungen zur Gruppen-, Kultur- oder Markterforschung im natürlichen Kontext, in dem die „zu Erforschenden“ zu Hause sind. Ihre Daten erhält sie aus Beobachtungen und Befragungen. Gegenteilige Ansätze sind Schreibtisch- und Laborforschung.



Was genau ist Feldforschung?

Feldforschung geht zurück auf den deutschen Gottlieb Schnapper-Arndt, der als Privatgelehrter und Dozent für Statistik tätig war und diese Art der Forschung richtungsweisend ausarbeitete.

Der Feldforscher erforscht bestimmte Gruppen oder Kulturen, in dem er sich in deren soziale Milieu hineinbegibt. Durch gezielte Fragen und teilnehmende Beobachtungen sammelt er die für ihn relevanten Daten und Informationen über die Menschen in dieser Gruppierung. Das versucht er so objektiv wie möglich zu tun. Er ist sich dabei seiner eigenen Herkunft und seines Wertesystems und den daraus möglicherweise resultierenden Vorurteilen bewusst. Er weiß, dass seine eigene Denkweise die Forschungsergebnisse eventuell beeinflussen könnte und bezieht diese Tatsache in seine Forschungsergebnisse ein.

Feldforschung wird in Anthropologie, Ethnologie und Volkskunde betrieben. In Soziologie, Politikwissenschaften und Erziehungswissenschaften, in Linguistik und Psychologie hat sie ihren Platz.


Methoden in der Feldforschung

Du brauchst ein reflektiertes und geplantes Vorgehen, um zu den nötigen Daten zu gelangen. Bei der anschließenden Erforschung kannst du verschiedene Verfahren miteinander kombinieren.

Eine Methode ist die Beobachtung mit anschließender Niederschrift. Du notierst geäußerte Gedanken, Gefühle, Probleme, Ängste und hältst auch die typischen Sprachausdrücke deiner Gruppe im Gedächtnisprotokoll fest. Weitere Methoden sind strukturierte Beobachtungsprotokolle, Haushaltserhebungen, Fragebögen, Zeitverwendungsbögen, Interviews und Gespräche.

Befragungen können über den Weg der Informanten-Befragung erfolgen. Diese Informanten gelten als Repräsentanten der zu befragenden Gruppe oder als Experten auf dem Gebiet deiner Fragestellung. Eine andere Möglichkeit zur Datenerhebung ist das demoskopische Interview. Hier erhält eine möglichst große Anzahl von Gruppenmitgliedern dieselben oder ähnliche Fragen.

Bei der nachfolgenden Analyse versuchst du bereits, die Menge an gefundenen Daten durch Kategorien- und Typenbildung zu ordnen. Abschließend fasst du deine Beobachtungen zusammen.


Beispiele von Feldforschung

Als gute Beispiele für Feldforschung im Bereich Soziologie sind die Arbeiten der Chicagoer Schule anzusehen, die ab 1930 das Leben in amerikanischen Industriestädten und verschiedene amerikanische Subkulturen untersuchte. Sie galt auch als Vorreiter für viele signifikante Methoden zur Datengewinnung.

Im deutschsprachigen Raum gab es eine sehr beachtete Studie über die Arbeitslosen von Marienthal, einem kleinen Ort in Österreich. Die Einwohner hatten durch das Wegfallen der Textilindustrie ihre Existenz verloren.

Bis heute bekannt und relevant sind die Hospitalismus- Forschungen von Rene Spitz. Er fand heraus, dass äußerlich perfekt versorgte Kinder schwere physische und psychische Defizite aufwiesen. Als Grund erkannte er die mangelnde emotionale Zuwendung.


Vor- und Nachteile der Forschung in natürlicher Umgebung

Ganz eindeutiger Vorteil der Feldforschung ist die natürliche und unverfälschte Umgebung, in der sie stattfindet. Die Gefahr, dass Menschen ihr Verhalten durch die Laborsituation verändern, ist somit nicht gegeben. Ebenso lassen sich im Labor gewonnene Daten nicht ohne weiteres in die Praxis übertragen.

Doch Feldforschung hat auch ihre Nachteile. Die Situationen sind völlig offen. Ein Beobachter kann ganz andere Beobachtungen machen als ein anderer. Weiter sind durch die offene Situation nicht alle Einflussfaktoren bekannt und auch nicht kontrollierbar. Nicht-Kontrollierbarkeit heißt aber, dass Feldforschungen nicht unter denselben Bedingungen reproduzierbar sind.


Dein Vorgehen bei der Feldforschung

Dein Forschungsleitfaden
Zu Beginn stehen deine Annahmen und Überlegungen und die Fragen, die du daraus entwickelt hast. Diese hast du in deinem Forschungsleitfaden zusammengefasst.

Das Forschungsfeld festlegen und begrenzen
Du legst die Orte fest, an denen du deine Forschungen betreibst. Eine bestimmte Familie, Häuser, ein Viertel oder Dorf und bestimmte Ortschaften eignen sich dafür. Du kannst dich auch für bestimmte Organisationen, Parteien, Entwicklungsprojekte oder bestimmte Ereignisse entscheiden.
Wichtig ist, dass du einen Zugang zu deinem Feld findest oder bereits hast und dass dieses Gebiet auch interessant und aussagekräftig ist.

Welche Methoden kannst du einsetzen?
Bei der Auswahl deiner Methoden kannst du dich von deinem Forschungsgegenstand leiten lassen und dabei verschiedene Methoden miteinander verbinden. Du nutzt die klassische Beobachtung mit deinen Notizen, führst Interviews und zeichnest sie auf und führst Gruppengespräche mit deinen „Probanden“.

Dein Forschungsergebnis
Du sichtest alle deine Daten und bildest bestimmte Kategorien oder Oberbegriffe, denen du sie zuordnen kannst. Eventuell hat sich schon während der Forschung eine bestimmte Theorie oder ein vermutetes Forschungsergebnis herausgebildet, was du nun mit deinen Daten unterstützen und belegen kannst.